Hotel Metropol I : Ankunft

Lehner, Fritz, 2005
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Medienart Buch
ISBN 978-3-902406-19-4
Verfasser Lehner, Fritz Wikipedia
Systematik A833 - Österreichische Erzählprosa
Verlag Seifert
Ort Wien
Jahr 2005
Umfang 449 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Fritz Lehner
Annotation Das erschreckende und schreckliche Geschehen in der Wiener Gestapo-Zentrale, exemplifiziert an einer Gefangenen und ihrem "Referenten". (DR) Wien, August 1944: Lilly Winter, 23, hat ihren Freund beim Zerlegen eines Blindgängers verloren und "macht" Widerstandsarbeit; Wolf Manhardt, 44, Gestapo-Beamter, erlebt gerade die Ehrung eines besonders brutalen Kollegen und Freundes. Er beschließt, ab nun ein Tagebuch zu führen und tut dies in der Folge beinahe exzessiv. Zugleich verhaftet er Lilly, die nun unter den extremen Bedingungen des "Metropol" einsitzt. Dazu zählt, dass die Häftlinge nicht schreiben dürfen. Sie nimmt sich vor, ein "Herzensbuch" zu führen, zu überlegen, zu reflektieren, sich alles zu merken und in ihrem Kopf festzuhalten. Soweit die Ausgangslage und das formale Konzept. Abwechselnd folgen die seitenlangen Passagen aus dem Tagebuch und die Gedanken Lillys (eine Art innerer Monolog). Punktuell und schrittweise erhellt sich die Vergangenheit, über die Beweggründe Lillys erfährt man im Grunde nichts. Bei ihr dominieren Selbstreflexion und Aufarbeitung des Grauens und der Grausamkeit, der sie ausgesetzt ist, gerade von Manhardt und seinem Freund. Sein Tagebuch, das er mit "schonungsloser" Offenheit und Selbstgefälligkeit führt, spiegelt das, was man nur als "Banalität des Bösen" (Hanna Arendt) bezeichnen kann. Und dann, erzähltechnisch sicher gut angelegt, verliebt er sich in Lilly, sieht sich übers Jahr schon in familiärer Gemeinschaft mit ihr; gleichzeitig sind seine Verhöre schärfer als zuvor. Zum Jahreswechsel 1944/45 scheint es zu einer Klimax im Geschehen zu kommen. Hier endet der Band. Die Handlung ist auf eine Trilogie ausgelegt. Im Waschzettel heißt es dazu, "dass die künstlerische Phantasie in letzter Konsequenz vielleicht das tauglichere Mittel zur Betrachtung der Geschichte ist und der Dichter und Schriftsteller ihr radikalster, wahrhaftigster Chronist". Lehner hat sich damit selbst unter starken Erfolgsdruck gestellt, da ist er denn mit sehr festem Tritt auf brüchigem Terrain unterwegs - das gilt für das Faktische seines Plots, aber erst recht für Konturen und Charaktere seiner Protagonisten. Die - gewiss - überzeugende Erzählweise allein wäre zu wenig. In diesem Band geht er fraglos an Grenzen. Er ist aber nicht "eingebrochen". Der betroffen gemachte Leser wartet befangen auf die Fortführung. *bn* Heinz Steuer

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